Rheinische Post, 07.08.1954
Eindrucksvoller Schmuck der Kevelaerer Klarissenkirche
Ein Werk von H. Reul
Im Rahmen der inneren Ausgestaltung der Klosterkirche hat der junge Maler Heribert Reul als bisher schönsten Schmuck des würdigen Gotteshauses im vergangenen Jahre ein großes Altarbild geschaffen. Es ist eine kopositorisch eindrucksvolle, in fein abgestimmten Farbtönen gehaltene Darstellung in Sgraffito, der gleichen Technik, die Heribert Reul auch für das Altarbild der Konrad-Kapelle und die Wandbilder in der Beichtkapelle angewandt hat.
Das Motiv für das Altarbild in der Klarissenkirche war dem Maler gestellt. Im Priesterhaus in Kevelaer hängt ein sehr bedeutsames Gemälde des Italieners Niccolo di Liberatore Morian, genannt Alunno, der von 1430 bis 1502 lebte. Es ist ein herrliches Meisterwerk, das Christus darstellt in der Herrlichkeit der Engel, wie er in den Wolken erscheint. Tief unten sieht man eine sehr detaillierte Darstellung der Stadt Assisi, der eine ganz besondere Bedeutung zukommt, da sie anerkannt das älteste Stadtbild von Assisi ist. Ueber der Stadt zeigt der Maler eine Gruppe von Schutzheiligen von Assisi: Franziskus, Klara, Sebastian, Rufinus, Damian und Rochus. Sie erflehen das Erbarmen des kommenden Richters für ihre Stadt. Zwischen diesen Heiligen und dem kommenden Herren in der Höhe, kniet – eine ganz seltene Art der Darstellung – die Gottesmutter. Es darf wohl angenommen werden, daß dies eine der ältesten Darstellungen ist, die Maria als Mittlerin uns darbieten. Man ist geneigt, dieses Bild mit den hl. Engeln, mit Maria, Franziskus, Klara und manchen anderen Heiligen auch als Portinokula-Bild zu bezeichnen.
Grundgedanke blieb
Als die Aufgabe kam, für die Klarissenkirche, also eine franziskanische Kirche, ein Altarbild zu schaffen, lag es wohl nahe, auf dieses berühmte Gemälde, das den letzten Krieg sowie die Ausplünderung des Priesterhauses und der Basilika auf eigenartige Weise überstanden hat, zurückzugreifen. So hat Heribert Reul zwar eine andere Formgebung gewählt, aber den Grundgedanken unter geringer Abänderung festgehalten. Neben dem hl. Franziskus und St. Klara zeigt er St. Coleta als Fürbitter, und statt der Assisi-Darstellung hat er im unteren Teil des Bildes die Konturen der Kirchen und Kapellen Kevelaers wiedergegeben.